Nachfrage: Grundlagen

Nachfrage: Grundlagen
Nachfrage: Grundlagen
 
Allein der Wunsch, etwas zu erwerben, stellt noch keine Nachfrage dar. Erst wenn die nötige Kaufkraft vorhanden ist, handelt es sich um Nachfrage im wirtschaftlichen Sinne. Mikroökonomische Nachfragefunktionen beschreiben die Nachfrage des einzelnen Haushaltes nach verschiedenen Gütern, also die Güternachfrage. Makroökonomische Nachfragefunktionen werden demgegenüber für aggregierte Größen aufgestellt (z. B. die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfragefunktion). Werden die Nachfragen der einzelnen Haushalte zusammengefasst, so erhalten wir die gesamte Marktnachfrage.
 
 Die Güternachfrage
 
Welche Faktoren sind es, die die Nachfrage des Haushaltes nach einem Gut beeinflussen? Zunächst sind dies natürlich der Preis des nachgefragten Gutes und das Einkommen, das dem Haushalt zur Verfügung steht, aber auch die Preise aller anderen von ihm nachgefragten Güter. Die Nachfrage des einzelnen Haushaltes wird aus einem Optimierungsansatz abgeleitet. Dabei wird unterstellt, dass der Haushalt ausgehend von einem bestimmten Einkommen (Konsumsumme) und den bestehenden Güterpreisen nach dem größtmöglichen Nutzen strebt (Nutzenmaximierung), wobei die Nutzenniveaus durch Indifferenzkurven abgebildet werden. Betrachten wir den einfachen Fall eines Haushaltes, der zwei Güter konsumieren kann: Er muss sein Einkommen also zwischen diesen beiden Gütern (z. B. Brot und Käse) aufteilen. Die Gerade, die sich dabei ergibt, ist die Budgetgerade des Haushaltes. Neben den beiden Extremen, nur Brot oder nur Käse zu konsumieren, steht also eine Vielzahl von möglichen Kombinationen (Güterbündel) zur Auswahl. Die Entscheidung fällt nun auf dasjenige Güterbündel, welches den größten Nutzen stiftet, welches sich also auf der am weitesten außen liegenden Indifferenzkurve befindet (Haushaltsoptimum, optimaler Verbrauchsplan). Um zu verstehen, was passiert, wenn sich der Preis für Brot ändert, hält man den Preis für Käse und das Haushaltseinkommen konstant und variiert nur den Brotpreis: Die Menge möglicher Kombinationen von Brot und Käse verschiebt sich, die Budgetgerade wird gedreht. Bei einer Preiserhöhung erreicht der Haushalt nur noch ein geringeres Nutzenniveau. Die so ermittelte Nachfrage nach Brot in Abhängigkeit von verschiedenen Brotpreisen kann in einem Preis-Mengen-Diagramm dargestellt werden. Normalerweise ist die nachgefragte Menge eines Gutes umso kleiner, je höher der Preis dieses Gutes ist (Nachfragegesetz). Wenn sich das Haushaltseinkommen erhöht, verschiebt sich die Nachfragekurve nach außen. Allgemein gilt, dass der Verlauf der Nachfragekurve von der Form der Indifferenzkurven des Haushaltes abhängt. Um wie viel und in welche Richtung sich die Nachfrage bei der Änderung des Preises des Gutes selbst, des Einkommens oder des Preises des anderen Gutes ändert, hängt von der jeweiligen Elastizität ab.
 
 Nachfrageelastizitäten
 
Unter der Elastizität verstehen wir das Verhältnis zweier relativer Änderungen. Sie ermöglicht Aussagen in der Form: Wenn sich die Größe A um ein Prozent ändert, so ändert sich die Größe B um x Prozent. Das Konzept der Elastizität wird vielfach angewandt, um das Nachfrageverhalten eines Haushaltes zu beschreiben. Im Wesentlichen werden drei Elastizitäten unterschieden: die Elastizität der Nachfrage nach einem Gut in Bezug auf den Preis des Gutes (Preiselastizität), auf das Haushaltseinkommen (Einkommenselastizität) und auf den Preis eines anderen Gutes (Kreuzpreiselastizität). In Abhängigkeit von den Elastizitäten werden Güter wie folgt klassifiziert: Im Regelfall (normales Gut) wird der Haushalt bei gestiegenem Preis weniger von diesem Gut nachfragen (Preiselastizität >0). Als superior werden solche Güter bezeichnet, die wie Champagner oder Luxusautos bei steigendem Einkommen vermehrt nachgefragt werden (Einkommenselastizität>0). Inferiore Güter (Einkommenselastizität<0) werden bei steigendem Einkommen weniger nachgefragt. Beispiel für ein solches Gut ist der Reis als Hauptnahrungsmittel in armen Ländern. Mit steigendem Einkommen wird weniger Reis nachgefragt, da die Verbraucher ihren Kalorienbedarf mit höherwertigen Nahrungsmitteln (Fleisch, Gemüse) decken können. Die Kreuzpreiselastizität teilt Güter in substitute (Elastizität >0) und komplementäre (Elastizität<0). Substitutive Güter ersetzen einander: Wenn z. B. Butter teurer wird, steigt die Nachfrage nach Margarine. Komplementäre bedingen einander: Wenn der Benzinpreis steigt, werden weniger Autos mit hohem Spritverbrauch nachgefragt. Wichtig ist die Nachfrageelastizität z. B. für Unternehmen, die wissen wollen, wie stark die Nachfrage (relative Änderung der Nachfragemenge als Wirkung) auf eine Preisänderung (relative Änderung des Preises als Ursache) reagieren wird. Bei elastischer Nachfrage (μ >1) wird eine Preiserhöhung um 1 % eine Verminderung der Nachfrage um mehr als 1 % bewirken. Ist die Nachfrage dagegen unelastisch (μ < 1), wird die nachgefragte Menge um weniger als 1 % zurückgehen.

Universal-Lexikon. 2012.

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